++ Demokratisches Zentrum Ludwigsburg und VVN-BdA organisieren gemeinsame Fahrt
++ „Das Konzentrationslager Auschwitz gilt weltweit als Symbol für Holocaust, Völkermord und Terror. Es ist unsere Pflicht die Auseinandersetzung mit der Geschichte weiter aufrecht zu erhalten“, findet Yvonne Kratz, Mitorganisatorin der Gedenkstättenfahrt
Überwältigend, intensiv und verstörend. So lassen sich die Eindrücke zusammenfassen, die Teilnehmende einer gemeinsamen Studienreise vom Demokratischen Zentrum und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, nach der Besichtigung des Vernichtungslagern mit nach Hause nahmen. 15 Personen zwischen 23 und 73 Jahren nahmen an der vom DemoZ Ludwigsburg und der VVN-BdA Ludwigsburg organisierten Gedenkstättenfahrt Ende Februar teil.
Überwältigend, weil die Dimension des Konzentrationslagers, bei der Besichtigung des Stammlagers und des Vernichtungslager nicht greifbar wird. Auf dem ca. 192 ha großen Gelände, das heute eine Gedenkstätte ist, wurden zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Menschen – vorwiegend Juden und Jüdinnen und sowjetische Kriegsgefangene – vergast, erschossen, erschlagen oder gehängt.
Verstörend, weil man in seiner Gesamtheit rational nicht erfassen kann, was in diesen Lagern passiert ist. Läuft man über den ehemaligen Lagerkomplex, erscheint es geradezu paradox, wie sich heute Hasen und Rehe auf dem ergrünenden Gelände der Gedenkstätte tummeln, wo vor mehr als 80 Jahren Elend und Tod im Vordergrund standen.
Intensiv, weil die meist im freien stattfindenden Besichtigungen aufgrund des sehr kalten und windigen Wetters für uns herausfordernd waren. Noch weiter weg fühlt sich der Gedanke an, auch nur einen Hauch dessen nachempfinden zu können, was die Menschen hier erlebt haben müssen, hatten diese doch nur – wenn überhaupt – eine dünne Häftlingskleidung an.
Die ersten beiden Tage wurden für eine jeweils vierstündige Führung im Stamm- und Vernichtungslager genutzt. Eine sehr kompetente Führerin, die keine Frage unbeantwortet ließ, begleitete die Gruppe auf dem riesigen Gelände und informierte sehr anschaulich über die Entstehungsgeschichte und Funktionsweisen der einzelnen Lagerteile und schilderte verschiedene Einzelschicksale an relevanten Orten – wie zum Beispiel das des Maximilian Kolbe, einem Geistlichen, der sich für das Überleben eines anderen Häftlings geopfert hatte. Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch der Ausstellung „Klischees der Erinnerung. Labyrinthe“, des Auschwitzüberlebenden Marian Kołodziej in der Franziskanerkirche in Harmęźe. Nach einem Schlaganfall griff er 1992 nach fast 50 Jahren des Schweigens auf seine traumatischen Erinnerungen zurück und schuf bis 2009 mit über 250 Zeichnungen ein monumentales Werk der Grausamkeiten der Nazis. Er starb 2009 im Alter von 88 Jahren. Der dritte Tag umfasste einen Tagesausflug nach Krakau, wo vor allem das Jüdische Viertel und das Schindler-Museum besichtigt wurden. Es wurde ein Fokus auf das heutige jüdische Leben in Krakau und die Widerständigkeit jüdischer Menschen gelegt.
In einer gemeinsamen Gesprächsrunde wurden die gesammelten Eindrücke ausgetauscht. Einig waren sich alle, dass auch in Ludwigsburg alles getan werden muss, jeglichen Versuchen von Holocaust-Leugner*innen und Rechtspopulisten*innen, die Demokratie zu schwächen, konsequent entgegenzutreten.
Die Gedenkstättenfahrt wurde anhand von Fotos dokumentiert, die in den kommenden Wochen von den Veranstalter*innen veröffentlich werden. Alex Schmidt, Teilnehmer bei der Gedenkstättenfahrt, äußerte zu den Fotos: „In der Schule habe ich eine Hausarbeit über Fotografien in der NS-Zeit geschrieben. Damals habe ich schon gelesen, dass sich das Leid nicht in Fotos festhalten lässt. Ein Bild kann abbilden, aber nicht das Ganze einfangen. Das hat mich die Gedenkfahrt auch spüren lassen“.